Tourstart war am 15.07.2013

  

Urlaubsplanung der Situation angepasst:

 

20.07.13
Die im Vorfeld "geplante" Rückkehr war für den 02.08.2013 vorgesehen, wir wollten alte Freunde und zum ersten Mal die sagenumwobenen Highlandgames besuchen und vieles mehr. Letztendlich musste die Urlaubsplanung der Situation angepasst bzw. zu improvisiert werden.

Nachdem wir die ersten neuen und langjährigen Bekannten und Freunde besucht hatten, haben wir uns auf den Weg nach Edinburgh gemacht, dem ersten echten "Highlight" unserer diesjährigen Tour, die für mich leider viel zu früh beendet war.

Im schlimmsten Fall hätte der gemeinsame Urlaub bereits mittags beendet sein können. Auf dem Weg zu unserem dortigen B&B bemerkte meine Partnerin ein unsauberes Fahrverhalten ihrer zuverlässigen Honda CB 500. An der Gabel, am rechten Tauchrohr, mussten die Simmeringe erneuert werden, da das Moped Gabelöl verloren hat.

Wir fanden eine kleine Werkstatt und mussten die Ersatzteile selbst besorgen. Egal, wem Samstag Mittags um 13:00 Uhr so selbstlos geholfen wird (wir bekamen sogar ein Navi!), der besorgt auch die Teile. Auf dem Weg durfte meine Partnerin zum ersten Mal als Sozia und BioNavi bei mir mitfahren. Wir konnten die (telefonisch angefragten) Teile bei Honda erwerben und fuhren zurück zur Werkstatt.

Auf diesem Weg hat uns mal kurzfristig eine Lady im BMW-Kombi abgedrängt und den Versuch getätigt, unseren Urlaub zu beenden. Es ist mir glücklicherweise gelungen, einige wenige cm vor einem Bus anzuhalten … Glück im Unglück. Das Moped wurde schnell repariert und wir gingen zum geplanten Ablauf über.

Nach dem Besuch des Runrig-Konzertes anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Gruppe in Edinburgh am 22.07.13 machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg zu unserem nächsten B&B in Fort William. Wie immer auf denTagestouren stoppten wir an verschiedenen Sehenswürdigkeiten, um einige Photos zu machen und die Landschaft und Atmosphäre auf uns wirken zu lassen.

23.07.13
Einer dieser Stopps des heutigen Tages führte uns wieder zum Glen Etive, wo ich mein Moped wie immer sachgemäss am Strassenrand abstellen wollte, d. h. Motor aus, Seitenständer nach unten und absteigen, also mit dem rechten Bein über das Moped.

Vor zwei Jahren, also 2011, habe ich exakt an dieser Position mein Moped abgestellt, so auch dieses Jahr! Um genau diesen Teerfleck geht es hier!!!!

Mit dem folgenden, ich hoffe anschaulich beschriebenen, Ergebnis:

An diesem Tag war es sehr warm bzw. heiss und der Asphalt an dieser Stelle viel zu weich, was ich erst beim absteigen merkte, als mir das Moped unbeabsichtigter Weise nach links folgte und eine Bodenprobe entnahm. Um das Umfallen des Mopeds zu verhindern, hüpfte ich noch etwas nach links, um mehr Gleichgewicht zu bekommen.

Leider war mein Knie dieser ungeplanten Gewichtsverlagerung nicht gewachsen und konnte sofort drei Brüche aufweisen und das Gelenk auch beschädigen, was dazu führte, dass ich haltlos war und impulsiv die Strasse vermessen habe. Bei dem Versuch meinen Aufprall zu lindern, stützte ich mich mit dem linken Arm/Hand ab.

Im Rahmen dieser verzweifelten Aktion war der Bodenkontakt trotzdem derart heftig und unglücklich, dass ich mir dabei das linke Handgelenk gebrochen, gestaucht und in der Achse verzogen habe. Ich konnte mich aber weit genug aus der "Gefahrenzone" bringen, so dass mein Moped nicht auf mich gefallen ist, sondern eigenständig zu Boden ging.

Was nun das Wohlbefinden angeht: Nein, am Moped ist nichts Nennenswertes beschädigt, lediglich der Kupplungshebel wird erneuert, da er etwas verbogen ist. Die Koffer haben Schlimmeres verhindert.

Da der Besuch dieser Sehenswürdigkeit für mich dadurch recht zügig beendet war, entschloss ich mich, entgegen der eigentlichen Urlaubsplanung das Belford Hospital in Fort William zu besuchen und den Service eingehend zu testen.

Damit ich mein Vorhaben letztendlich umsetzen konnte, musste erstmal die Ambulanz geordert werden, die mich mittels Navi dorthin bringen konnte. Ist auch eine sehr schwierige Strecke. Ach ja, Glen Etive ist am Ende einer 20 Kilometer langen Sackgasse. Der Rest der Strecke ist auch nicht anspruchsvoller…..

Allerdings ist die schottische Polizei viel neugieriger als wir erwartet haben und war lange vor der Ambulanz bei uns. Nachdem man mich transportfähig verpackt hatte und meine Partnerin hinterher fahren wollte, musste sie vorher noch ein Frage- und Antwort-Spiel der Polizei mitmachen, was der Beamte lange vorher hätten erledigen können!

Der Weg zum Hospital, ich schätze knapp 70 Kilometer, waren auf der holprigen Strecke, gerade liegend und mit dem Kopf gegen die Fahrtrichtung, eine Tortur. Irgendwann kamen wir glücklicherweise dort an und ich konnte für kurze Zeit Vollpension buchen.

Die Aufnahme lief sehr zügig ab, sodass ich recht schnell geröntgt und das Bein versorgt wurde, zeitlich gesehen war es glaube ich gegen 18:00 Uhr. Auf Nachfrage habe ich sogar etwas zu trinken bekommen, das war so gegen 22:30 Uhr.

Nebenbei bemerkt, im Krankenhaus ist auch noch ein (netterer) Polizist aufgetaucht, da noch Angaben gefehlt haben. Danach konnte meine fürsorgliche Partnerin endlich ins B&B gefahren, da sie auch noch nichts gegessen und getrunken hatte und nervlich sowie körperlich am Ende war.

Gegen Mitternacht kam ich in den Genuss von Morphin, damit dann mein Handgelenk gestreckt und gegipst werden konnte. Anschliessend konnte man mich auf die entsprechende Station bringen. Bevor ich es vergesse: Bedingt durch unsere Tourenplanung und meinen nicht geplanten Bodenkontakt hatte ich seit dem Morgen nichts mehr gegessen.

24.07.13
Wohlwollend besorgte man mir gegen 1:00 Uhr Nachts noch etwas Nahrung, mein Magen war wohl mittlerweile zu laut und man sorgte sich um die Nachtruhe der anderen Patienten auf dem Zimmer. So oft, wie die Schwestern nachts bei Murdo & David waren, glaube ich nicht daran, dass mein Magenknurren gestört hätte.

     Welcome in Edinburgh 2013    Welcome in Edinburgh 2013
Nicht vergessen möchte ich das sehr nette Personal (namentlich genannt wenigstens eine Nurse mit Amy Fulham, Station CAU), dass definitiv KEINE Mühen scheut. Murdo MacLeod, passionierter aber geschwächter Raucher, durfte alleine über den Flur zur Toilette oder zum duschen gehen. Zum Rauchen wurde er aber von den Schwestern im Rollstuhl (Wheelchair) nach draussen gefahren! Ach ja, und logischerweise wieder zurück gebracht. Er sollte sich ja keinen Sonnenbrand holen!

Das Hospital ist trotz Citylage sehr ruhig gelegen mit Park, sehr klein und übersichtlich und betreibt ausgiebige Ärztevisiten. Ich war sehr erstaunt, dass bei den Visiten pro Patient knapp 15 Ärzte erschienen. War das jetzt Fachwissen oder haben die beraten, was der Patient hat oder wie man die Behandlung kreativer gestalten kann?

Aufgefallen ist mir ein Arzt, dem aufgefallen ist, dass er mir aufgefallen ist. Wir haben beide spontan gelacht, er wohl, weil er wusste was ich denke und ich, weil ich glaubte Tom Hanks vor mir zu haben.

Interessant auf den Zimmern ist die Privatsphäre, da um jedes Bett ein Vorhang gezogen werden kann, damit bei den jeweiligen Behandlungen kein anderer sehen kann, was gemacht wird. Die Vorhänge lassen aber soviel Platz, dass auch die o. a. Visite komplett dahinter verschwinden kann.

Während meines Kurzaufenthaltes in dem Hospital (21.07. – 22.07.13) haben wir uns schnell entschieden, meine Behandlung in Deutschland durchführen zu lassen. Ansonsten hätte man mich für die OPs nach Inverness verlegen müssen und ich hätte wahrscheinlich auch die Nachbehandlung in Schottland geniessen dürfen. Wäre zwar klasse gewesen, aber leider hätte ein ganz wichtiger Mensch für mich gefehlt, daher also Deutschland.

In dieser kurzen Zeit hat meine nervenstarke, damalige Partnerin alles Mögliche in die Wege geleitet, damit mein und der Rücktransport vom Moped geregelt war.

25.07.13
Nach meinem ersten (!) Flug, den mir der ADAC auch noch über die Fjorde nach Oslo gegönnt hat, bin ich dann am 25.07.13 in den städtischen Kliniken in Köln-Merheim angekommen und wurde an der Notfall-Aufnahme abgegeben. Im Krankenhaus war nur bekannt, dass ein Patient aus Schottland kommt und mein Name auch nur mit einem "n" übermittelt wurde.

Wie ich aufgenommen und wie meine Verletzungen besprochen wurden, bleibt der Phantasie jedes einzelnen überlassen, ich habe mich zurückhaltend amüsiert und das ganze "Schauspiel" langsam und vorsichtig aufgelöst, nachdem ich gefragt wurde, ob man auch Deutsch mit mir reden dürfte. Es ist aber schnell aufgefallen, dass ich ohne Akzent spreche. *flöt*

Danach konnten die Pfleger und Ärzte ihrer Arbeit nachgehen und mich den notwendigen Untersuchungen zuführen bzw. Handgelenk und Knie neu schienen. Irgendwann gegen Mitternacht wurde mir ein Zimmer zugeteilt und eine Kleinigkeit an Nahrung gereicht….

Laut den Ärzten habe ich mir richtig Mühe gegeben, Handgelenk und Knie wären Totalschaden, zumindest ist das die Aussage nach Röntgenbildern und CT.

26.07.13
Die Handgelenk-OP: Vor allem für das Handgelenk waren die CT-Aufnahmen wichtig, um die derzeitige Knochenlage bestimmen zu können und zu wissen, welcher Knochen an welche Stelle muss, zudem musste auch die Achse korrigiert werden.

29.07.13
Die Knie-OP: Bei dem Knie musste neben den Brüchen der Gelenkabstand korrigiert werden, da die Knochenlage auch etwas schief war….

Nach den OPs hat sich mein Materialwert wie unten angegeben ein wenig erhöht und ich muss zukünftig bei Elektromagneten etwas Abstand halten.

Mein Handgelenk wurde um eine Platte und 8 – 9 Schrauben ergänzt, was einen Schnitt von knapp 8 cm erfordert hatte und mein Knie wurde um 5 Schrauben erweitert! Hoffentlich rosten die Materialien nicht!!!

02.08.13
Entlassung aus dem Krankenhaus, hoffentlich ist auf die Materialien kein Pfand…. Glückliche Johanniter holen mich im Krankenhaus ab und tragen mich gem. Transportauftrag zu Hause in die dritte Etage!

Knie 05.09.13
Nachdem die Schiene nach sechs Wochen endlich weg ist und ich den Verband auch nicht mehr tragen muss, können die Nähte jetzt an der Luft weiterheilen, was am Knie dann so aussieht:

Mir wurde von den Ärzten nach der OP mittgeteilt, es wären sechs Narben, aber wenn ich nachzähle, komme ich auf sieben Skalpeltests. Eigentlich schade, wenn es "nur" sechs Eingriffe gewesen wären, hätte mir noch was Schönes zum Beschreiben einfallen können.

Da ich seit ein paar Jahren Wassereinlagerungen in den Beinen habe, darf ich Kompressionsstrümpfe tragen müssen. Leider ist ein Paar bei den Behandlungen im Krankenhaus "abhanden" gekommen, welches ich natürlich zurück haben wollte. Die Wiederbeschaffung hat im Endeffekt sogar die Rechtsabteilung des Krankenhauses beschäftigt.

Diese Abteilung wollte tatsächlich wissen, ob ich nicht besser hätte aufpassen können. Ich habe dann wahrheitsgemäss geantwortet, dass dies ein vorsätzlicher und von langer Hand geplanter Diebstahl war, da man mich, um an diese wertvollen Strümpfe zu kommen, sogar narkotisiert hatte. Im Anschluss an meine Aussage hat sich das Krankenhaus endlich um die Beschaffung gekümmert!!!

Wanted 13.09.13

Vielleicht werde ich ja ein wenig von meinen Kollegen vermisst, da seit meiner ungeplanten Bodenprobe (21.07.13) fast acht Wochen vergangen sind. Die OPs liegen auch sieben Wochen zurück (26.07./29.07.13), sodass es langsam Zeit wird, wieder auf eigenen Beinen zu stehen, wenn möglich ohne Ge(h)hilfen.

Daran werde ich wohl noch einige Wochen arbeiten müssen, da die Schmerzen im linken Knie noch keine gewagten Schritte, Bewegungen oder Übungen zulassen.

Die Muskeln und Sehnen müssen wieder aufgebaut und gestärkt werden. Zum Glück kann ich zumindest halbwegs auf beiden Beinen stehen, auch wenn das linke Bein mit nur max. 50 % belastet werden darf, dafür kann ich meine linke Hand stärker einsetzen, womit das Aufstehen und Hinsetzen besser zu bewerkstelligen ist.

Hoffentlich gibt sich der Rest jetzt auch recht schnell, über einen so langen Zeitraum war der Urlaub definitiv nicht geplant.

08.10.13
Das linke Bein darf jetzt langsam an die 100%-Belastung geführt werden, was auch Zeit wird. Jetzt fehlt noch der abschliessende Krankenhausbesuch am 17.10.13 und danach darf/kann ich hoffentlich wieder arbeiten. Nach einigen Trainingsstunden klappt das Laufen mit einer Gehilfe schon ganz gut, bin also guter Dinge!

Vorteil der ganzen Untersuchungen: Seit fast drei Jahren kämpfe ich mit Vorhofflimmern und so wie es aussieht könnte mein Orthopäde, Dr. Appel aus Köln, die Ursache gefunden haben und die Behandlung in diese Richtung lenken!!!

21.10.13
Nach langer Zeit darf ich endlich wieder arbeiten, was von den Ärzten, glaube ich, zeitlich nicht unbedingt so vorgesehen war. Nach dem ersten Arbeitstag muss ich feststellen, dass ich seit dem "Umfall" das erste Mal richtig Schmerzen im Knie habe, vielleicht war die Idee nicht ganz so gut. Ich gehe aber davon aus, dass es mit der Zeit besser wird, wenn die Muskeln, Bänder und Sehnen wieder beansprucht werden.

Die Physiotherapie für mein Knie und mittlerweile auch für meinen Nacken gehen weiter…..

24.10.13
Kurzer Arztbesuch wegen heftiger Schmerzen im Knie, die ich bislang noch nicht hatte. War wohl doch etwas zu früh und das Knie ist überlastet, also Schmerzmittel. Seit Ende November ist alles soweit wieder im normalen Einsatz und die Gehilfen können endlich beiseite gelegt werden. Allerdings wird die nächste Mopedtour noch ein wenig dauern, ich muss erst wieder Kraft aufbauen.